Ein Beutel für die Armen

Geschrieben in Sticken am 02.02.2016 von Eva-Maria

Bestickte Almosenbeutel waren im 14. Jahrhundert DAS Must-Have für standesbewusste Bürgerinnen. Klar, dass ich für meine Darstellung auch ein solches Teil benötigte. Und da ich ja eine Stickerin darstelle, lag es nahe, mir meinen Almosenbeutel selbst zu fertigen.smiley Also hieß es, die Muster und Machart zu recherchieren und den Plan in die Tat umzusetzen. Besonders hilfreich waren dabei diese Seiten, die Scans von erhaltenen Originalen und Stickdiagramme aufführen:

Meine Nachforschungen ergaben, dass für den deutschen Raum vorwiegend der „gerade versetzte Gobelinstich“ aka German Brick Stitch verwendet wurde. Ich entschied mich daher,das Muster # 17 von Medieval Arts & Crafts nachzuarbeiten. Der Stickgrund für den Beutel ist sogenanntes "Zählleinen", die Stickerei selbst ist in Baumwoll-Sticktwist ausgeführt (Note to myself: Hätte ich gewusst,wieviel Arbeit in diesen Beutel wandern würde, hätte ich gleich den historisch korrekten Seidenfaden für die Stickerei verwendet. wink). Jedenfalls hat das gute Stück ungefähr 42 Arbeitsstunden verschlungen. Ein nicht unerheblicher Teil davon ist der Endfertigung zuzuschreiben - sprich, dem Zusammennähen des Beutels und der Verzierung der Seitennähte mithilfe dieses Tutorials. Aber jetzt spanne ich euch nicht länger auf die Folter, sondern gehe gleich zur bildlichen Dokumentation meines Almosenbeutels über. smiley

Stickerei in Arbeit
Die Rückseite - fast der gleiche Fadenverbrauch wie vorne
Das Muster im Detail
Die Seiten sind eingeschlagen, die Tassel befestigt und der
Futterbeutel genäht - nun geht es ans Zusammennähen
Ich befestige die Tasseln, bevor ich den Beutel zusammennähe
Randverzierung nach historischen Vorbildern und
diesem Tutorial
Nicht nur die Seitennaht, auch die Beutelöffnung wird bestickt