Die bildlichen Darstellungen von arbeitenden Frauen in unserem Darstellungszeitraum (1373 - 1400) teilen sich grob in zwei Kategorien – Bäuerin und Hausfrau/Handwerkerin - auf.

Für Bäuerinnen (links) scheint Bewegungsfreiheit ein wichtiges Kriterium gewesen zu sein. Hier ist die Kleidung meist weit geschnitten (ähnlich wie im Hochmittelalter) und weist als modische Neuerung lediglich geknöpfte Ärmel auf. Meist werden die Ärmel nur bis zum halben Unterarm geöffnet und umgeschlagen, um sie vor Verschmutzung bei der Arbeit zu schützen. Dies deutet darauf hin, dass auch die Knopfleiste lediglich bis zum halben Unterarm reicht (ca. 3-4 Knöpfe). Auch ungeknöpfte Schlupfärmel sind weiterhin in Gebrauch. Der Ausschnitt bleibt hochgeschlossen und bedeckt das Dekolletee. Die Kleider selbst sind entweder knöchellang oder weisen eine dezente Überlänge auf.

Darstellungen von Hausfrauen / Handwerkerinnen (rechts) scheinen meist im bürgerlichen Umfeld auf. Hier wird, entsprechend den Möglichkeiten des Standes, Wert auf modische Kleidung gelegt. Daher sind die Arbeitskleider dieser Frauen im Torso enger geschnitten, weisen jedoch keinen offensichtlichen Verschluss wie eine Schnürung oder Knöpfe auf. Daher ist davon auszugehen, dass sie über den Kopf gezogen werden konnten. Diese Vermutung stützen auch die Herjolfsnes-Funde. Eine weitere Möglichkeit wäre ein seitlicher Verschluss, der in den meist frontalen Darstellungen nicht zu sehen wäre. Kennzeichnend sind das tief ausgeschnittene Dekolletee und die balkonartige Ausformung der Brustpartie. Dies spricht wiederum für einen – möglicherweise versteckten - Verschluss der Kleider, um sie bestmöglich an den Körper anpassen zu können und so die gewünschte Brustunterstützung zu erzielen.

Die Belegmappe mit meiner Zusammenstellung von Bildquellen und Funden gibt's hier zum Download.
Meine Rekonstruktion eines Arbeiterkleides gibt's dann in einem weiteren Blogpost.