Bratwurst selbst gemacht / Wurst von Rephunern

Geschrieben in Rezepte am 16.08.2018 von Eva-Maria

Früher oder später kommt für jeden mittelalterlich ambitionierten Koch der Moment, an dem Eintopfgerichte und Pasteten nicht mehr genug sind. Eine Herausforderung ist gefragt und auch schnell gefunden - einmal selbst Bratwürste machen! Die benötigten Zutaten erhält man bei jedem gut sortierten Metzger und auch ein passendes authentisches Rezept ist keine Mangelware. In unserem Fall fanden wir erfreulicherweise sogar eine regionale Quelle, ein Kochbuch aus Salzburg, datiert auf das erste Drittel des 15. Jahrhunderts. Dermaßen vorbereitet wagten wir uns also an Schweinedarm und Brät - hier unser Erfahrungsbericht zum "Wursten".

Wurst von Rephunern

Die  Anleitung für die Bratwürste stammt aus M I 128: Medizinische-naturwissenschaftliche Sammelhandschrift (1. Drittel 15. Jh.; 341 Bl.; Kochbuch von fol. 318r-331v und 337r-337v) das ebenfalls als Buch veröffentlicht wurde (Beatrix Koll (Hg.) "... und versalz es nicht!" Die älteste Kochrezeptesammlung Salzburgs aus einer spätmittelalterlichen Handschrift der Universitätsbibliothek Salzburg (Gastrosophische Bibliothek 7). Wien 2016.)

Wildu machen gut wurst von rephuner, so nym Re etc. und sweines praet und loz daz praet schon ab den Rep etc. und habstu des sweines praet nicht, So nym kelberens an die stat und hack klain durch ein ander und sneyd grü spechk auch dar under wurfflot und tu auch Kumyr (?) dar under und wil du sy rotleichen haben so sneyd muskat dar under und nym dan ein sweinens smalcz dar an und fuls dar ein und prat si schon und mach dar czw ein Salsen und mandel und mit wein und von ymber und gib es daz (!) hin.

M I 128, fol. 325r

Zutaten (für 15-20 Würste)

600g Rebhuhnfleisch, gehackt

700g Schweinefleisch, gehackt bzw. faschiert

700g grüner Speck (frischer, unbehandelter Rückenspeck vom Schwein), gehackt bzw. faschiert

Schweineschmalz

Kümmel

Muskatblüte

ggf. weitere Gewürze, die nicht im Originalrezept stehen (Wir haben hier Salz, Pfeffer und Majoran verwendet)

 

Zubereitung

 

1. Brät herstellen: Die beiden Fleischsorten und der Speck werden fein gehackt (bzw. faschiert) und mit dem Schweineschmalz vermischt. Mangels Rebhuhn haben wir hier Wachtelbrüste verwendet, die passten geschmacklich auch super.
2. Gewürze hinzufügen: Im Originalrezept werden lediglich Kümmel und Muskatblüte genannt (die für eine rötliche Färbung der Würste sorgen sollte - das können wir aber nicht bestätigen). Da uns das etwas zu fad war, fügten wir noch Salz, Pfeffer und Majoran hinzu.
3. Würste füllen: Der Schweinedarm wird in Wasser eingeweicht, um ihn geschmeidig zu machen. Dann kann er vorsichtig auf den Wurstfüllstutzen aufgezogen werden. Noch ein Knoten am Anfang und schon geht der Spaß los - die Füllung kann in die Wursthaut gepresst werden. Dabei die richtige Menge zu finden, damit die Würste prall werden, aber nicht platzen, erfordert Fingerspitzengefühl und etwas Übung.
4. Würste brühen: Die rohen Würste könnten nun gleich gebraten und verzehrt werden. Wer sie länger haltbar machen bzw. für den späteren Gebrauch einfrieren möchte, für den empfiehlt es sich, die Würste zu brühen. Dazu die Würste 10-15 Minuten in heißem (nicht kochendem) Wasser durchziehen lassen bzw. in den Dampfgarer hängen.
Am Ende sind sie fest, weiß und schauen genauso lecker wie eine gekaufte Bratwurst aus.
5. Braten und genießen: Die fertigen Würste einfach in der Pfanne braten, bis sie braun und knusprig sind. Mit Genuss verzehren und sich freuen, dass sie so gut gelungen sind!