Ausschnittformen der Frauenkleidung

Geschrieben in Kleidung am 02.01.2016 von Eva-Maria

Mit dem Aufkommen der körperbetonten Mode Mitte des vierzehnten Jahrhunderts änderten sich auch die Ausschnittformen. Wo der Halsausschnitt im Hochmittelalter kaum mehr als ein Loch zum Durchschlüpfen war, unterlag er nun modischen Schwankungen und gesellschaftlichen Normen - das Dekolleté war geboren. Je nach Stand der Trägerin und Erfordernissen der Kleidung zeigte sich der Ausschnitt Ende des 14. Jahrhunderts in mehreren Formen:  


Der Schlupfausschnitt

Charakteristisch ist seine enge Form ohne offensichtlichen Verschluss, die gerade ein Durchkommen des Kopfes ermöglicht und manchmal auch etwas großzügiger bis zum Schlüsselbein geschnitten ist. Brust und Dekolleté sowie die Schultern bleiben jedoch bedeckt. Der Schlupfausschnitt wird oft an Arbeitskleidung beobachtet.  

Der Modische Ausschnitt - Bürgertum

Städtische Bürgerinnen, Handwerkerinnen und gut situierte Frauen eiferten dem Dekolleté-Trend der Adelsschicht nach. So weist ihre Kleidung einen U-Boot-förmigen Ausschnitt auf, der bis zum Brustansatz sowie den Schultern reicht, beides aber noch bedeckt. Im Rücken ist er ebenso tief ausgeschnitten wie vorne, sodass der Nacken gut zur Geltung kommt. Durch die schmale Trägerpartie des Kleides über den Schultern ist gemäßigte körperliche Arbeit (Haushalt, Handwerk) möglich. Sofern darüber ein Mantel getragen wurde (zB zum Kirchgang) wies er einen ebenso breiten Ausschnitt auf.  

Der Modische Ausschnitt – Adelsstand

In Adelsdarstellungen ist ein weit über die Schultern ausgeschnittener Ausschnitt zu beobachten, der vorne und hinten tief blicken lässt. Seitlich gesehen ergibt der Ausschnitt eine nahezu gerade Linie und stellt die Schulter- und Nackenpartie sowie das Dekolleté zur Schau. Damit das Kleid trotzdem saß, mussten die Brust- und Oberkörperpartie eng angepasst werden. 

Der Rechteckausschnitt 

Der Rechteckausschnitt ist eher selten auf bildlichen Darstellungen anzutreffen. Er kombiniert ein gemäßigtes Dekollete (teils wölbt sich die Vorderpartie des Kleides sogar leicht nach oben) mit großzügig geschnittenen Schultern und scheint vor allem In Italien und den südlichen Gebieten Österreichs ein Thema gewesen zu sein.  

Meine Belegmappe mit Bildquellen aus dem deutschsprachigen Raum gibts hier wieder zum Download.