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Geschrieben in Alltag am 03.01.2016 von Eva-Maria

Bettwäsche im Tirol des ausgehenden 14. Jahrhunderts

Über die Ausprägung von Bett und Bettwäsche existieren zahlreiche Bildbelege, zumeist zu biblischen Themen oder als Illustrationen in zeitgenössischen Romanen.

In Bilddatenbanken findet man diese gerne unter folgenden Suchworten:

  • Geburt Mariens, Johannes, Jesu oder anderer Heiliger
  • Tod Mariens oder diverser Heiliger
  • Judith und Holofernes sowie weitere alttestamentarische Paare
  • Heilige Elisabeth und ihre Wundertaten
  • Heilung Kranker
  • Traum des Nebukadnezar sowie Visionen
  • Hl. Nikolaus beschenkt die drei Jungfrauen
  • Vergewaltigung von…
  • Hochzeitsnacht von…
  • Etc.

Dabei fällt auf, dass die Ausstattung des Bettes bzw. des Bettzeugs überregional ähnlich ausfällt. Sauber gewaschene Lacken und akkurat gemachte Betten schienen jedoch wichtig gewesen zu sein. So weisen Rechnungen und Testamente aus dem späten Mittelalter besondere Erwähnungen des oft gemusterten Bettleinens, auch Ziechen genannt, auf, und erklären die Vorliebe für sauber gewaschene, und fein säuberlich glatt zusammengelegtes Bettleinen in den Städten. Die Einzelteile dieses Bettzeugs sollen hier näher betrachtet werden.

Leonhard von Brixen-Umkreis,  1475
© IMAREAL

Strohsack/Matratze

Der mit Stroh, Heu oder Dauen gefüllte Sack dient als Matratze und wurde wahrscheinlich aus Leinen gefertigt. Das Ende wurde umgeklappt oder anderweitig verschlossen, um die Füllung an Ort und Stelle zu halten und trotzdem einen regelmäßigen Tausch bzw. eine Säuberung der Füllung aus Hygienegründen zu ermöglichen. Da in den Bildbelegen jedoch meist ein Leintuch über die Matratze gebreitet ist, kann die Konstruktion des Strohsacks selbst nicht direkt analysiert werden.

Leintuch

Das Leintuch schützt die Matratze vor Körperschweiß und Verschmutzung und wird fast immer weiß dargestellt. Dies und der Name „Leintuch“ lässt auf die hauptsächliche Verwendung von Leinenstoff als Material schließen. Für besser betuchte Personen wäre aber auch Seide oder ein (Seiden)-Mischgewebe mit Baumwolle denkbar.

 

 

Altar von Schloss Tirol, ca. 1370
© IMAREAL

Kissen

Kissen können unterschiedliche Größen aufweisen, sind jedoch nahezu immer mit kariertem Stoff bezogen. Hier scheint die Kombination von blau-weißen Karomustern in unterschiedlichen Größen beliebt gewesen zu sein, das durch eine relativ einfache Färbung des Leinens mit Waid oder Indigo vor dem Verweben erzielt werden kann. Auch schwarz-weiße Rechteckmuster oder einfarbige Kissen in Grün und Rot kommen vor. Manchmal weisen diese bunten Kissen auch Tasseln an den Ecken auf. Auf manchen Abbildungen ist ein Verschluss des Kissenbezugs mit gekreuzter Schnürung erkennbar, in den meisten Fällen bleibt die genaue Verschlussmethode jedoch der Spekulation überlassen.

Als Material für den Bezug kommen Leinen, Seide und Wolle in Frage, für die Füllung des Kissens selbst eignen sich Daunen oder Schafwollvlies, die in ein leinernes Innenkissen eingenäht werden. So kann die Kissenhülle abgezogen und gewaschen werden.

Meist wurden 2 Kissen übereinander gelegt verwendet. Dies entsprach den mittelalterlichen Schlafgepflogenheiten, die einen leicht aufgerichteten Oberkörper vorzogen in der Annahme, ein völlig waagrechter Schlaf würde den Tod zur Folge haben => vlg. Tiroler Sprichwort „Im Liegen sterben die Leute“.

Altar von Schloss Tirol, ca. 1370
© IMAREAL

Leintuch & Wolldecke

Die Decke der/des Schlafenden wird meist als einfarbiges Tuch dargestellt, das auf einem umgeschlagenen Leintuch liegt – wahrscheinlich wurde hier eine Kombination von Wolldecke und Leintuch verwendet, wie es heute noch in südlichen Ländern praktiziert wird. Diese Wolldecken waren meist einfarbig, konnten aber auch gemustert (zB gestreift) sein. Manchmal weisen die Decken in den Darstellungen auch Muster auf, die an eine Interpretation als Brokatstoff oder fallweise als kostbare Felldecke denken lassen, die laut Rechnungen auch daunengefüllt ein konnten. Diese Variante war jedoch den vermögenden Schichten vorbehalten. Das einfache Volk (Bauern, Bürger) begnügte sich mit der Leintuch-Wolldecken-Kombi.

Quellen:
http://www.diu-minnezit.de/realie_details.php?sid=0&lid=0&rid=205&tid=1
http://www.diu-minnezit.de/realie_details.php?sid=0&tid=1&lid=0&rid=125#Bett

 

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