Krumme Krapfen - Leckeres in Hufeisenform / crooked crullers - fried horseshoes

Geschrieben in Kochkunst, Rezepte am 19.10.2016 von Eva-Maria

Eines der ersten Rezepte, das ich je auf einem Mittelalterlager kochte, waren wohl die "Krummen Krapfen". Sie sind einfach zu machen, schmecken gut und sehen ansprechend aus. Wo sonst gibt es ein Essen in Hufeisenform, wenn nicht im Mittelalter *grins*. Jedenfalls gehören sie noch immer zu meinen Lieblingsgerichten und so habe ich sie mir vor Kurzem mal wieder gegönnt - mit Weichsel- und Zwiebelsauce, wie es sich gehört. 

One of the first medieval recipies I ever tried were the "crooked crullers", a fried pastry made of cheese, eggs and flour that's made to look like a horseshoe. It's still one of my favourite dishes and so I treated myself to it some weeks ago. They were served with a souce of sour cherries and one of mashed onions. As the medieval recipe is in German, unfortunately I can't give you a modern recipe for them, but you can still enjoy the pictures.

Die krummen Krapfen mit Weichselsauce und Zwiebelmus.
The "fried horseshoes" with cherry and onion sauces.

Und für alle, die fragen "Woher hast du das Rezept" ist hier der Schriftbeleg als Beweis. Das Gericht wird als Rezept No. 51 im Alemannischen Büchlein von guter Speise (Cgm 384, nach 1470, nordöstlicher Bodenseeraum) folgendermaßen beschrieben:

Krum krapfen.

Zuo krumen krapfen als rosysen solt du riben guoten käss und niem halb als vil mell und schlach ayer darunder, das es sich dester bas wellen laus und bewürcz es gnuog und will es uff ainem brett, das es werd als würst; daruss mach denn krum krapfen als rosysen, die werdent gar guot und sind vast gesund und sol sy bachen in schmalz.

Wem das zu unverständlich ist, der findet eine neudeutsche Anleitung im Buch "Herrenspeis und Bauernspeis" (Lutz, P, 2003).

Im Teig sind die Käsestückchen gut zu erkennen. Man sollte die fertig geformten Krapfen allerdings nicht lange liegen lassen, sonst werden sie - wie man bei uns sagt - "schpere" (d.h. sie trocknen aus).
Die Krapfen werden schwimmend in Schmalz herausgebacken und gehen dabei noch etwas auf.

Dazu gab es eine Weichselsauce nach dem Rezept No. 1 im Kochbuch des Meisters Eberhard (15. Jh.)

Zum ein salsenn von weichselnn zu machen.

Item wiltu machen ein gutte salsenn von weichselnn, so thue die weichsell in einen hafen vnd secz die auff ein glut vnd laß sie siedenn vnd laß dann wider erkaltenn vnd streich sie durch ein tuch vnd thue sie dann wider in den hafenn vnd secz sie auff ein glut vnd laß sie wol sieden vnd rurr sie, piß sie dick wirt, vnd thue dann honig dar an vnd geribens prot vnd negellein vnd gut gesturep vnd thue sie in ein feßlein. Sie pleibt dir gut drew oder vier iar.

Die neudeutsche Anleitung für das Rezept findet sich wieder im Buch "Herrenspeis und Bauernspeis" (Lutz, P, 2003).

Die Weichseln werden gekocht, mit Gewürzen abgeschmeckt, püriert und zur Sauce eingedickt.
Teure Gewürze wie Zimtrinde, Pfefferkörner und Nelken verleihen dem mittelalterlichen Saucenrezept das "gewisse Etwas".

Salse von Zwibeln.

Als deftige Ergänzung kam ein Zwiebelmus auf den Tisch. "Salse von Zwibeln" aus der modernen Rezeptesammlung "wie man eyn teutsches mannsbild bey kräfften hält" (Fahrenkamp, Hans J., 2012) ist ein Basisrezept, dass sich auch gut als Beilage für Fleischgerichte verwenden lässt. Gemäß der Info des Autors basieren alle Rezepte im Buch auf Handschriften, ich konnte allerdings nicht herausfinden, was die Quelle für genau dieses Rezept war.

Beim Zwiebelmus konnte ich nicht wiederstehen und fügte dem Originalrezept den "modernen Touch" mittels Chilischote hinzu.
Rosmarin und Thymian runden das Zwiebelmus ab, das sich übrigens auch als vegetarischer Brotaufstrich oder Dip-Sauce hervorragend macht.