wer nit zöpf und schaiteln trüg als die frawen nach ir art / a hairstyle after the Tacuinum Sanitatis manuscript

Geschrieben in Alltag, Kleidung am 30.11.2016 von Eva-Maria

Schon länger wollte ich eine Frisur ausprobieren, die im Tacuinum Sanitatis (zB Bild 037, BNF_NAL1673_ca1390) häufig zu sehen ist. Dazu benötigte ich zuerst jedoch ein Band, mit dessen Hilfe die Haare quasi an den Kopf "genäht" werden können. Meine IG14-Kollegin von den Wienischen Handwercluiten hat bereits ein ähnliches Haarband mit einem Webkamm hergestellt und ihre Versuche, die Frisur zu rekonstruieren, im Blog dokumentiert. Ich wollte mein Band mit der Fingerschlaufen-Webtechnik (Fingerloop) herstellen und hab mich dazu an die Anleitung für Band Nr. 38. A grene Dorge aus "Tak V bowes departed" gehalten.

Eine Beschreibung der einzelnen Handgriffe findet sich in diesem Tutorial. Die sechs Schlaufen in drei Farben - ich habe dazu naturgefärbtes Wollgarn in Walnuss, Zwiebel und Rotholz verwendet - formen dabei einen Mittelstreifen, der wie eine Reihe Gerstenkörner aussieht. Daher stammt auch der Name des Musters, das ursprünglich "grain d'orge" (französisch für Gerstenkorn) hieß und beim Niederschreiben in der englischen Handschrift zu "a grene dorge" verfälscht wurde. Das fertige Band ist 5 mm breit und ca. 164 cm lang.

P.S. Der Titel des Blogposts stammt aus der Handschrift P des österreichischen Dichters Heinrich der Teichner, Spruch 726. "Von der reiniſchait".


For some time I wanted to try out one of the hairstyles often seen in the various Tacuinum Sanitatis manuscripts (eg. picture no. 037, BNF_NAL1673_ca1390). First of all, I needed a ribbon to literally "sew" the braids to my head. A colleague of mine from IG14 made a similar ribbon using a weaving comb and documented her approach to recreate the hairstyle on her blog (in German). I made my ribbon using the fingerloop technique and the instructions for braid No. 38. A grene Dorge from "Tak V bowes departed".

A detailed description of the steps involved can be found on this tutorial. The six loops in three colours - I used plant-dyed wool threads in walnut, onion and redwood - create a pattern that looks similar to a row of barley corns. It is possible that the name of the braid derivates from "grain d'orge", which is French for "barleycorn" and which might have been changed to "a grene dorge" in the Englisch manuscript. The finished braid measures 5 mm and is 164 cm long.


4 gleichfarbige Schlaufen bilden den  Rand, die beiden Andersfarbigen das Muster in der Mitte.
4 loops from the same colour form the border, the two other loops the pattern in the middle.
Die Zöpfe werden vorne gekreuzt und mit dem Band am Kopf angenäht.
The braids are crossed in the front and sewn onto the head with the ribbon.
Für den "richtigen" Tacuinum-Look müssten die Zöpfe noch etwas näher an die Stirn rücken.
For the "correct" Tacuinum look the braids need to be put more to the front.
Das Band wird im Nacken geknotet und die Enden im Haar versteckt.
The ribbon is knotted at the neck and the loose ends hidden in the hair