Auch Moorleichen frieren - Teil 2

Geschrieben in Nähen am 17.03.2016 von Carmen

Nachdem ich im ersten Teil die Quelle und den Zuschnitt meines neuen Bocksten Mann Mantels vorgestellt habe, hat eigentlich der Großteil der Arbeit noch auf mich gewartet. Im Zuge des Nähens sind mir einige Dinge bei meinem Zuschnitt aufgefallen, die man sicherlich bedenken sollte, weshalb ich zum Schluss nur semi-zufrieden mit dem Resultat bin. Aber dazu mehr in den folgenden Abschnitten.

Im ersten Schritt wurden die beiden Stoffbahnen leicht überlappend mit Überwendelstich wieder zusammengenäht. Dabei habe ich schon das erste Manko meines Zuschnittes festgestellt: Man kann hier nicht einfach bündig mit dem Zusammennähen an einer Seite starten, da man durch den vorherigen Halbkreiszuschnitt, einige Zentimeter auf der anderen Seite verliert. Da ich nicht mehr alles auftrennen wollte, musste ich die Rundung auf einer Seite der Heuke etwas nacharbeiten und dadurch ist der Mantel nicht mehr gleichmäßig - fällt beim Tragen nicht auf, aber ärgerlich ist es schon. Für die Zukunft merke, den Halbkreiszuschnitt erst machen, wenn die Stoffbahnen zusammengenäht sind! cheeky

Zusammennähen der beiden Stoffbahnen

Etwas von diesem "Fehler" demotiviert und außerdem auf Urlaub, bin ich erst kürzlich dazugekommen mit den Versäuberungsarbeiten zu starten. Hierfür habe ich schönen, dicken Wollfaden in Naturgrau und somit passend zur Kette des Wollstoffes an die umgeschlagenen Schnittkanten angelegt und mit Überwendelstich versäubert. Für alle Näharbeiten des Mantel habe ich einen dünnen, naturgrauen Leinenfaden benützt.

Versäuberte Schnittkante

 

Schlussendlich habe ich noch drei Stoffknöpfe aus dem Reststoff und die dazu passenden Knopflöcher angefertigt. Eine tolle Anleitung für Knopf und Knopflöcher findet ihr auf dem Blog der Wienische Hantwërcliute.

Die fertigen Knöpfe mit einem Durchmesser von etwas mehr als einem Zentimeter

Nach finalem Anprobieren und wie nicht anders zu erwarten, ist der Mantel nun doch etwas kürzer geworden, als ursprünglich gedacht - durch das Versäubern und das Zusammennähen der beiden Bahnen hat er gut 10cm an Länge eingebüst. Er reicht mir hinten nun bis zur Mitte der Wade, was definitiv nicht dem Großteil der Abbildungen aus dem späten 14. Jahrhunderts entspricht - dort sieht man bei Frauen fast immer (über)bodenlange Mäntel. Andererseits sehe ich es im Bereich einer handwerklichen, arbeitenden Darstellung auch wieder als einen Vorteil, dass der Mantel nicht im Dreck schleift. Somit ist das Ergebnis nicht ideal, aber meines Erachtens noch vertretbar.

Der fertige Mantel

Für alle Wissbegierigen gibt es hier zur Quellenlage für geknöpfte Frauenmäntel einen eigenen Blogpost.