Farben machen Leute / Color makes the man
Geschrieben in Kleidung am 04.08.2017 von Eva-Maria
Im Beitrag diu werlt was gelf, rôt unde blâ gab ich einen Überblick über Färbepflanzen und die damit erzielbare Farbpalette. Auch habe ich angeschnitten, dass die Farbe der Kleidung ein wichtiger nonverbaler Faktor war, um den sozialen Stand einer Person zum Ausdruck zu bringen - "Farben machen Leute" sozusagen. Welche Kleiderfarben im Mittelalter gebräuchlich waren und ob sie eher Herren- oder Bauernkleidung zierten, darüber gibt die folgende Liste Auskunft.
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Braun: Braun war eine geläufige Kleidungsfarbe, die entweder durch den Naturton der Schafe im Stoff vorgegeben wurde oder günstig durch grüne Nussschalen und Wurzeln zu erreichen war.
Blau: Kräftiges, dunkles Blau war nach Rot seit dem 13. Jahrhundert die beliebteste Farbe für den Adel. Indigoblau wurde mittels der importierten Farbe des orientalischen Indigostrauches erreicht. Weniger teuer und damit auch für die Mittelschicht erschwinglich (wie zum Beispiel Kaufleute oder ggf. Großbauern) waren Stoffe in Waidblau. Das wesentlich billigere Färberwaid-Blau hatte natürlich nicht die Leuchtkraft von Indigo und konnte daher sehr gut vom teuren Stoff unterschieden werden.
Rot: Rot spielte im Mittelalter die bedeutendste Rolle. Beim Adel traditionell die Farbe des Kriegers verkörperte sie symbolisch Mut, Kampf und Blut. Purpur war die mit Abstand teuerste Farbe des Mittelalters und daher ausschließlich dem Hochadel vorbehalten. Besser gestellte soziale Schichten konnten auf Rotholz und die Kermes-Schildlaus für ein sattes Rot zurückgreifen. Am meisten genutzt wurde jedoch der Krapp, der erschwinglich war und gute Farbergebnisse erzielte.
Gelb: Das leuchtende Goldgelb wurde durch Färben mit teurem Safran erreicht. Da diese Farbe nicht sehr lichtbeständig war und sehr schnell verblasste, nahm man goldgelben Stoff in der Regel nur zum Unterfüttern der Gewandung oder für die Unterkleider. Auch diese Farbe war dem Adel und den höheren Ständen vorbehalten. Das Gelb aus dem einheimischen Färberwau/Reseda war um einiges bezahlbarer und auch braune Zwiebelschalen konnten verschiedene Gelbtöne erzielen.
Grün: Die Farbe Grün erreichte man durch die Kombination mit Blau und Gelb. Das leuchtende Grün war auch hier den höheren, finanzkräftigen Ständen vorbehalten. Bauern und niederes Volk verwendeten die blasseren Varianten, die von Echter Kamille, Färberkamille, Ringelblume, Rainfarn, Heidkraut oder Birkenblättern durch Zugabe von Eisen gefärbt wurden. Zu erwähnen sei hier noch, dass durch fehlende Lichtechtheit die gelbe Farbe gerne im Laufe der Zeit verblasste und daher Grüntöne zum Blaustichig werden neigten.
Schwarz: Schwarz war die Farbe des niederen Klerus und der Magistrate. In die höfische Mode fand es erst Eingang im 15. Jahrhundert durch den Burgunderherzog Philipp den Guten. Das Färben schwarzer Stoffe, welches eine spezielle Technik erforderte, wurde von der Zunft der Schwarzfärber erreicht (im Gegensatz zu der Zunft der Buntfärber). In manchen Städten, wie zum Beispiel Aachen, war es Vorschrift, dass die schwarzen Wollstoffe vorher „gebleut“ wurden, d.H. mit Indigo oder Waid vorgefärbt sein mussten, um einen schöneren Glanz und Farbtiefe zu erhalten.
Quellennachweis:
- Ottich Indra, Pflanzenfärberei im Mittelalter mit Demonstrationen aus der Experimentellen Archäologie, Samensurium 15/2004, 32-40;
- Mc Kenna Nancy, Complex Weavers‘ Medieval Textiles, Issue 29 Sept 2011, 1-13;
- Hofmann Regina, Färbepflanzen und ihre Verwendung in Österreich, Zool.-Bot. Ges. Österreich 129, 1992, 227-269, www.biologiezentrum.at
- http://www.dyeplants.de/faerbepflanzen.html
- http://www.monacensis.de/tipps/allgemeines/Stoffe_und_Farben_im_Hochmittelalter/index.php?title=Stoffe_und_Farben_im_Hochmittelalter#FAR
Englisch summary: This article turns on the most common clothing colors in the middle ages and how they worked as a code for social class and standing.