Von Rüschen und Recherche - der Kruseler/ on ruffles and research - frilled veils

Geschrieben in Kleidung am 27.02.2017 von Eva-Maria

Wer Ende des 14. Jahrhunderts schick sein möchte, kommt an der Kopfbedeckung der bürgerlichen/adeligen Frau kaum vorbei - dem KRUSELER. Dieser rüschenumrahmte Schleier erlebte ab ca. 1350 einen wahren Siegeszug und wurde die modische Hauptzier schlechthin in nahezu allen europäischen Ländern (ausgenommen Süditalien und Teile Frankreichs). Wie genau er konstruiert wurde - ob gewebt, genäht oder gefaltet - darüber streiten sich sowohl die Fach- als auch die Reenactmentwelt. Für mich ist an dieser Stelle allerdings weniger das "Wie gemacht" als das "Welche Form" interessant. So habe ich mich auf die Suche nach Quellen aus dem Tiroler Raum begeben, die einen Hinweis auf die hier gebräuchliche Variante des Kruselers geben und kann nach meiner Recherche folgendes festhalten.

  • In Tirol war der sogenannte „Kragenkruseler“ weit verbreitet, der das Gesicht einrahmt und auf den Schultern aufliegende Rüschenreihen aufweist. Die Halspartie ist glatt.
  • Er kann mit einem Kinntuch ("Rise") kombiniert werden, wird aber oftmals als einziges Schleiertuch dargestellt.
  • Er war ein großbürgerliches/adeliges Kleidungsstück und findet sich dementsprechend im Zusammenhang mit Stifterdarstellungen oder Malereien sowie Statuen von Heiligen.
  • Die Rüschen sind entweder als übereinander liegende sanfte Wellen dargestellt oder aber als kleine Zick-Zack-Lagen.
  • Die ausgefallenen Waben- und Gitterkonstruktionen von Kruselern aus nördlichen Ländern finden sich nicht in den Tiroler Quellen.

When dressing the fashionable 14th century way, a lady can't ignore the most trendy headdress of them all - the frilled veil. While historians and living history people alike vividly discuss how such an elaborate veil might have been made - woven, sewn or pleated - I was wondering which type of frilled veil has been used in my region, the historic County of Tyrol. After looking at the pictural evidence, I can summarize the following points:

  • The predominate type of frilled veil was the one where frills frame the face and lay on the shoulders, but the neck is left plain.
  • The frilled veil could be combined with a wimple, however more often it is worn individually.
  • The frilled veil was a headdress for the upper bourgeoisie/nobility and is therefore often depicted in statues and paintings of saints or donors.
  • The frills are often shown as layers of waves or small zig-zags.
  • The elaborate honeycomb and grid constructions of northern countries` veils can't be found in Tyrol.

Linktipps / links:

 

Stifterdarstellung auf dem Altarbild von Schloss Tirol, Dorf Tirol, 1370-73
Adelige Dame in einem Fresko von Schloss Runkelstein, Bozen, 1390-95
Stifterdarstellung auf der Votivtafel des Hans Austrunk, Kartause Schnals, 1395-1405
Flucht nach Ägypten, Filialkirche St. Helena, Deutschnofen, 1405-15
Stifterdarstellung auf Schloss Bruneck, Bruneck, 1420-30
Fragment eines Kruselerpüppchens aus Hall in Tirol, 1350-1400
Hl. Maria mit Kind, Meran, 1370-80
Madonna von Pfons, 1380-90