Geduldsarbeit mit Gimpe / wrapping silk gimp by hand

Geschrieben in Sticken am 11.04.2016 von Eva-Maria

"Mühsam nährt sich das Eichhörnchen" heißt ein Spruch, dessen Wahrheitsgehalt ich nach diesem Wochenende bestätigen kann. Langsam und nur Stück für Stück bekomme ich die Einzelteile für meine Rekonstruktion eines Reliquienbeutels zusammen. Damit ich die Tasselverzierung mit einem Türkischen Bund (engl. Turk's Head Knot) machen kann, habe ich mich in der Herstellung von seidener Gimpe (engl. silk gimp) versucht. Wer jetzt nicht weiß, was er darunter zu verstehen hat - hier eine Erklärung: Die Gimpe gehört zu den Posamenten. Es handelt sich um eine feine Zierschnur, für die eine relativ minderwertige Seele aus beispielsweise Jute- oder Baumwollgarn dicht mit hochwertigem Material wie Seide oder Metallfäden umwickelt wird.

Ich habe für die Seele meiner Gimpe allerdings 5 Stränge derselben Filamentseide verwendet, die auch zum Umwickeln zum Einsatz kam. Das hat den Vorteil, dass man bei nicht ganz genauer Wicklung bzw. beim Knoten Binden nicht fürchten muss, dass der Kern rausblitzt. Ob das historisch gesehen auch so gemacht wurde oder doch billigeres Material wie z.B. Leinenfaden für die Seele zum Einsatz kam, kann ich leider nicht sagen.

Bei der Herstellung der Gimpe habe ich mich an die Anleitung von Medieval Silkwork gehalten, die ein exzellentes, bebildertes Tutorial gepostet hat - danke dafür! Ich kann bestätigen, dass diese Art der Fertigung einwandfrei funktioniert - lediglich die Finger machten sich nach 85 Minuten Dauerwickeln mit Krämpfen bemerkbar. Ansonsten bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die fertige Gimpe hat einen Durchmesser von 1 mm und ist 46 cm lang. Gemäß meiner Schätzung sollte das für einen 3-Pass-Knoten reichen. Dann brauche ich jetzt "nur" mehr eine weitere 46 cm lange Gimpe und 2 kürzere Stücke mit ca. 30 cm. Bei ca. 11 Sekunden Wickeldauer für 1 mm fertige Gimpe steht meinen armen Fingern also noch was bevor.


 "Little by little, the bird builds its nest", goes a saying, whose substance I can confirm after this weekend. Before I can think of adorning the tassels of my reconstructed reliquary pouch with Turk's Head Knots, I need to produce the required silk gimp. If you don't happen to know of what I talk, here's an explanation: "Silk gimp is a very fine, very special thread. Made from filament silk, silk gimp consists of a thread core wound with a silk or metal outer layer."

I used five threads of the same filament silk for the core of my gimp as I used for wrapping. This method prevents the core from peeking through when you bind the Turk's Head Knot. If that's the historically correct way of doing it or if cheaper materials like linen thread would have been used for the core, I cannot say.

I followed the tutorial of Medieval Silkwork and found that this method of producing silk gimp works wonderfully -  only my fingers protested their strain after 85 minutes of continuous wrapping. The finished silk gimp is 1 mm thick and 46 cm long. I reckon that should be enough for a 3-pass-knot. Now I "only" need another 46 cm long gimp and two shorter pieces with 30 cm. As it takes me 11 seconds to wrap 1 mm of finished gimp that means there's still a lot of work ahead for me.

 

Der Faden und die fertige Gimpe müssen stets auf Spannung gehalten werden, damit das Wickeln funktioniert.
The core threads and the wrapping thread need to be kept under tension to make it work.

 

Die Gimpe ist 1 mm dick und recht steif. Ich bin stolz darauf, dass die Wicklung ziemlich regelmäßig gelungen ist.
The finished silk gimp is 1mm thick and quite stiff. I'm proud of how regularly the wrapping worked out.