Ein nadelgemaltes Abzeichen / a needle-painted badge (5 Posts)
Ein kreisrundes Porträt / a portrait in a roundel
Geschrieben in Sticken am 09.02.2017 von Eva-Maria
Inspiriert vom goldenen Einhorn trat ein Darstellerkollege mit einem Stickauftrag an mich heran. In einer steirischen Kleiderordnung von 1336 hatte er einen Hinweis darauf gefunden, dass kleine gestickte Bilder als Schmuckelemente der Kleidung getragen wurden. Die Quelle beschrieb dies folgendermaßen: "... andere trugen auf der linken Seite der Brust Porträts ..." oder "...wieder andere trugen auf der Brust einen Einsatz von anderem Tuch mit silbernen oder seidenen Buchstaben bestickt". Nach einigen Überlegungen, welche Variante wohl am besten zu realisieren wäre, einigten wir uns auf ein gest...
Textile Pinselstriche / painting with the needle
Geschrieben in Sticken am 03.03.2017 von Eva-Maria
Es ist ein wenig wie Malen nach Zahlen: Man orientiert sich an der Vorlage und versucht, diese so gut als möglich zu kopieren. Nur dass in meinem Fall nicht der Pinsel, sondern die Nadel zum Einsatz kommt. Dabei achte ich bei der Platzierung der Spaltstiche darauf, die Stickrichtung an die Form anzupassen um so ein möglichst realistisches Bild zu erhalten. Linie für Linie, Schattierung für Schattierung entsteht so die textile Malerei. Das dauert seine Zeit, macht aber auch viel Spaß. Und es ist vor allem eine gute Übung für das Gesicht, dessen glaubwürdige Ausführung die Königsklasse im Opus A...
Spiralen im Gesicht - Opus Anglicanum / spirals in the face - Opus Anglicanum
Geschrieben in Sticken am 24.04.2017 von Eva-Maria
Ein Grund, warum die Gesichter im Opus Anglicanum so lebensecht wirken, ist die besondere Sticktechnik. Im Gegensatz zu anderen Sticktechniken wird hier nämlich nicht nur die Fläche mit Spaltstich gefüllt, sondern auch auf die Linienführung geachtet. Indem die Stickstiche den Konturen des Gesichts folgen und Wangen und Kinn mit spiralförmiger Stickerei betont werden, entsteht eine plastisch wirkende Fläche. Da bekommt der Begriff Nadelmalerei gleich eine ganz andere Bedeutung. Wer gerne lernen möchte, wie man ein Gesicht in Opus Anglicanum Technik stickt, dem empfehle ich das Video Tutorial vo...
mach das Gold flexibel - versenkte Anlegetechnik / making gold thread flexible - underside couching
Geschrieben in Sticken am 29.06.2017 von Eva-Maria
Neben der oberflächlichen Anlegetechnik existiert noch eine zweite Möglichkeit, Goldfaden in Stickarbeiten zu verwenden - die versenkte Anlegetechnik. Dabei wird der Goldfaden in regelmäßigen Abständen mit Hilfe einer Fadenschlaufe auf die Hinterseite der Stickerei gezogen und so im Stoff verankert (Illustration der Technik). Der Vorteil hier ist, dass durch die regelmäßigen kleinen Knicke der Goldfaden nicht so steif auf dem Stoff aufliegt und das fertige Stickobjekt daher flexibler ist. Das war mitunter ein Grund, warum die versenkte Anlegetechnik im "Opus Anglicanum" breite Verwendung fand....
Ein kreisrundes Portrait - Teil 2 / a portrait in a roundel - part 2
Geschrieben in Sticken am 05.07.2017 von Eva-Maria
Nach zahlreichen arbeitsamen Abenden und rund 25 Stunden Stickerei ist die Auftragsarbeit endlich fertig geworden. Das Portait in Opus Anglicanum Technik nach der Freskovorlage der "Allegorie der guten und schlechten Regierung" von Ambrogio Lorenzetti (1338/1339) misst 8 Zentimeter im Durchmesser und funkelt golden, dass es eine Freude ist. Auch mit der Schattierung der Nadelmalerei in Spaltstich bin ich sehr zufrieden. Nun muss es nur mehr verpackt und seinem neuen Besitzer übergeben werden - der freut sich schon ganz wahnsinnig darauf. After countless industrious evenings and 25 hours of...