mach das Gold flexibel - versenkte Anlegetechnik / making gold thread flexible - underside couching

Geschrieben in Sticken am 29.06.2017 von Eva-Maria

Neben der oberflächlichen Anlegetechnik existiert noch eine zweite Möglichkeit, Goldfaden in Stickarbeiten zu verwenden - die versenkte Anlegetechnik. Dabei wird der Goldfaden in regelmäßigen Abständen mit Hilfe einer Fadenschlaufe auf die Hinterseite der Stickerei gezogen und so im Stoff verankert (Illustration der Technik). Der Vorteil hier ist, dass durch die regelmäßigen kleinen Knicke der Goldfaden nicht so steif auf dem Stoff aufliegt und das fertige Stickobjekt daher flexibler ist. Das war mitunter ein Grund, warum die versenkte Anlegetechnik im "Opus Anglicanum" breite Verwendung fand. Betrachtet man die erhaltenen Stickereien fällt zudem auf, dass die Abstände zwischen den Fixierungen recht kurz sind. Das liegt daran, dass nur so der steife Goldfaden auch gerade anliegt und schöne Linien bildet. Bei längeren Abständen tendiert er hingegen dazu, als Bogen abzustehen oder sich seitwärts zu verbiegen (das war zumindest meine Erfahrung beim Erlernen der Technik).

Benötigtes Material: fein gewebter Leinen- bzw. Seidenstoff, (Echt)Goldfaden, dünner Leinenzwirn;

Verwendete Sticharten: versenkte Anlegetechnik (mit deren Hilfe flächige Muster gebildet werden können, zB Zick-Zack, Ziegelmuster, Rauten...)

Ein Beispiel: Baum Jesse, England, 1315 - 1335 (heute im Musée des Tissus in Lyons)
 


Apart from surface couching there's another method to use gold thread in embroidery - underside couching. Here, the gold thread is pulled to the back of the embroidery at regular intervalls with the help of a tying thread and thus fixed in the fabric (illustration of technique). The huge advantage compared to surface couching is that underside couching gives the gold thread more flexibility and allows the finished embroidery to be less stiff and have a better drape. That was the main reason why underside couching was extensively used in Opus Anglicanum embroidery. If you look at extant embroidery examples you'll notice that the couching intervalls are quite short. This ist due to the fact that otherwise the stiff gold thread tends to bounce and form crooked lines (which was my personal experience when learning the technique).

Materials used: finely woven linen or silk fabric, (real) gold thread, linen thread;

stitches used: underside couching (which can be used to form patterns such as zig-zags, brick patterns, diamonds...)

An example: Tree of Jesse, England, 1315-1335 (now in Musée des Tissus in Lyons)

Versenkte Anlegetechnik in Aktion - als Zick-Zack-Muster im Hintergrund und als Ziegelmuster beim Kragen. (Zeitaufwand: 9 Stunden)
underside couching as zig-zag pattern in the background and brick pattern at the collar. (working time: 9 hours)
Bei näherer Betrachtung sieht man auch, wie steif die Goldfäden liegen.
On a close-up view you'll see how stiff the gold threads really are.
Es ist ziemlich schwierig, das Zackenmuster gleichmäßig hinzubringen - ich brauch noch mehr Übung.
It's quite difficult to stitch the zig-zags regularly - I still need more practise.
Auf der Rückseite ist schön zu sehen, wie der Goldfaden im Stoff verankert wird.
On the backside you can see how the gold thread is anchored on the fabric.