Textilproduktion im mittelalterlichen Tirol (5 Posts)

Diese Serie beschäftigt sich mit den Arbeitsschritten, die für die Herstellung von Leinen und Wollstoff nötig waren, den regional in Tirol produzierten Stoffarten sowie dem Spannungfeld zwischen Bauernwebern und professionellen Webbetrieben. Auch Brauchtum, das mit der Textilproduktion verbunden war, wird beleuchtet.

den har spinnen - Verarbeitung von Flachs zu Leinen

Geschrieben in Alltag am 22.08.2016 von Eva-Maria

In der bäuerlichen Hauswirtschaft gab es vornehmlich drei Faserlieferanten: das Schaf, den Flachs und den Hanf. Alle drei Rohstoffe wurden meist auf dem eigenen Hof produziert und dort versponnen und zu Tuch verarbeitet. Der Bauersfrau fiel im Rahmen der Textilherstellung nicht nur das Spinnen und Weben selbst zu, sondern der gesamte Herstellungsprozess von der Gewinnung der Rohstoffe bis zu den fertig hergestellten Kleidern lag in ihren Händen. Die so hergestellten Stoffe dienten einerseits als Zinsgut für den Grundherrn, andererseits als Handelsware für den städtischen Markt (und brachten d...

ein wüllîn röckelîn - Vom Schaf zum Wollstoff

Geschrieben in Alltag am 02.09.2016 von Eva-Maria

Schafzucht ist im Gebiet des heutigen Südtirol seit der jüngsten Steinzeit nachzuweisen. Die hochgelegenen und kargen Alpengebiete (in Südtirol liegen 40% des Landes über 2000 m) eigneten sich besonders für die Haltung von Schafen. Die größten Schafherden gab es im Pustertal, vor allem in der Gegend von Lienz und Sillian und im Tauferer Tal, während die feinste Wolle aus dem Schnalstal und den ladinischen Bezirken wie Abtei, Fassa und Buchenstein kam. Zusammen mit dem oberen Vinschgau und der Sterzinger Gegend zählte das Pustertal mit seinen Seitentälern früher zu den wichtigsten Schafzuchtge...

wo wëberschiffelîn stân nit still - Textilproduktion im mittelalterlichen Tirol

Geschrieben in Alltag am 09.09.2016 von Eva-Maria

Die frühesten Nennungen von Textilhandwerkern in Tirol finden sich im 13. Jahrhundert in den Städten Bozen, Meran, Innsbruck, Brixen und Bruneck, da sich dort durch die entsprechende Nachfrage und durch die regelmäßig stattfindenden Märkte spezialisierte Gewerke entwickeln konnten. Das Herstellen von Textilien und Kleidung erfolgte hier oft durch Frauen in Heimarbeit, wie aus einem Steuerverzeichnis der Bamberger Eigenleute im Vinschgau von 1307 hervorgeht, in dem mehrere Weberinnen genannt sind. Zahlreiche Handwerker lassen sich auch in Bozen nachweisen: Die Stadt bildete mit den seit 1202 n...

grīse loden & bunte tuoche - regionale Stoffe kleiden das Land

Geschrieben in Alltag am 20.09.2016 von Eva-Maria

Wolle und Leinen waren in Tirol ein wichtiges bäuerliches Zinsgut; Urbare (Zinsgüterverzeichnisse) vom 13. bis zum 15. Jahrhundert und anlässlich von Erbschaftsabhandlungen und Verpachtungen aufgenommene Inventare sind voll von diesbezüglichen Hinweisen. (Vielfach wird ein 'pannus lineus' oder ein 'Pannus laneus' erwähnt). Die Schwaighöfe in Enneberg mussten dem Stift Sonnenburg, dem sie gehörten, in den Jahren 1296 bis 1315 die gesamte Wolle von 368 Schafen abliefern. Zentren nicht nur der Woll-, sondern auch der Leinenproduktion waren die Ämter Petersberg (Silz) und Nauders im Oberinntal. A...

Vom Schaf zum Faden / from sheep to stitching thread

Geschrieben in Alltag am 02.09.2019 von Eva-Maria

Die Living History Thementage "Von der Faser zum Wandbehang", die wir für das Tiroler Volkskunstmuseum vorbereiten durften, boten uns die willkommene Gelegenheit, uns tiefer mit Thematik der Wollproduktion zu beschäftigen. Wir hatten zwar zur Textilproduktion im mittelalterlichen Tirol bereits recherchiert , die praktischen Verarbeitungsschritte kannten wir jedoch noch nicht. Also starteten wir das Experiment "Vom Schafvlies zum Faden" und möchten euch hier an unseren Erlebnissen teilhaben lassen.   1. Finde das richtige Schaf Durch unsere Recherchen wussten wir, dass das Tiroler Steinschaf di...