Auf zur zweiten Beutelseite! / Starting the second purse panel
Geschrieben in Sticken am 24.09.2018 von Eva-Maria
Fast ein Jahr ist es her, dass ich mit der Arbeit an einem Ziegelstich-Beutel nach einem Muster aus Maastricht (Schatzkammer van de Sint-Servaaskerk (IV-Nr. 18-4)) begonnen habe - nun ist die erste Seite endlich fertig. Zeit also, sich Gedanken über die Gestaltung der zweiten Beutelseite zu machen. Schon länger trage ich die Idee mit mir herum, ein Weißstickerei-Motiv in das Ziegelstich-Design zu integrieren. Immerhin wurden für die Opus Teutonicum-Arbeiten die gleichen Stickstiche verwendet wie für Altartücher mit Ziegelstichmotiven. Der Unterschied lag in den verwendeten Materialien. Für Weißstickerei wurde hauptsächlich Leinenfaden verwendet, der mit farbigen Akzenten aufgepeppt werden konnte. Ziegelstich-Stickereien hingegen wurden in Seide ausgeführt.
Auf der Suche nach einer passenden Vorlage stieß ich auf ein interessantes Vogelmotiv auf einem gestickten Antependium aus dem Domschatz von Halberstadt (IV-Nr. 94), das mich sofort ansprach. Auf Beutelgröße verkleinert und mit einfacher gestaltetem Muster sollte es gut dazu passen - wir werden sehen, ob das Design auch in gestickter Form meinen Vorstellungen entspricht. Zum Schluss noch ein Detail am Rande: Dieser Beutel ist eine moderne Interpretation historischer Motive und Sticktechniken. Ich kenne keinen mittelalterlich datierten Almosenbeutel, der ein zentrales Motiv enthält. Meist wird das geometrische Ziegelstich-Muster über die gesamte Fläche ausgeführt oder das Bildmotiv füllt die gesamte Fläche bzw. jeweils einen der Quadranten. Der fertige Beutel wird also keine Replik sein, aber in Ausführung und Formensprache den mittelalterlichen Originalen nahekommen.
It's almost a year since I started to work on an embroidered pouch after a pattern from a silk-embroidered purse that is now stored in the Schatzkammer van de Sint-Servaaskerk (IV-Nr. 18-4) in Maastricht - and finally the first panel is finished. Time to think about the design for the second purse panel. For some time already I've been playing with the idea to incorporate a whitework design into a brick stitch purse. After all, the same embroidery stitches have been used for opus teutonicum and brick stitch embroidery projects. The difference lay in the materials used. In medieval whitework embroidery, linen thread was heavily used with the occasional colourful accent whereas brick stitch motives were usually executed in silk.
When researching a suitable motiv I found this interesting bird on an antependium from the Halberstadt treasury (IV-Nr. 94) that instantly cought my eye. Scaled to fit onto the purse panel and with simplicated embroidery it should work well with the geometric brick stitch pattern filling the rest. A detail besides: This purse is a modern interpretation using historic motivs and embroidery techniques. I know of no extant medieval alms purse that features a central motiv. Most of the times the brick stitch pattern is repeated over the whole purse or alternatively an image motiv ist stitched using the whole panel. Sometimes, these motives were also repeated using geometric squares. Therefore, the finished purse won´t be a replica of a medieval original but approximate the extant purses in design and embroidery.