Alltag und Arbeit der ländlichen Bevölkerung im Mittelalter (7 Posts)

Luttrell Psalter, 1325-35, (c) British Library, bl.uk

Alltag und Arbeit der ländlichen Bevölkerung im Mittelalter

Geschrieben in Alltag am 21.12.2015 von Eva-Maria

Wer sich mit dem Leben der Menschen im Spätmittelalter beschäftigt, kommt über das Verständnis der sozialen Stände nicht herum. Die ländliche Bevölkerung bildete dabei die Basis der Ständezwiebel, die durch die Produktion von Agrargütern Einfluss auf alle anderen Stände (Bürger, Adel, Klerus) hatte und deren Wohlergehen daher für die Mächtigen durchaus von Bedeutung war. Nicht umsonst wurde der Bauernstand in zeitgenössischen Quellen gerne als "Fuß" der Gesellschaft bezeichnet, der alle anderen Glieder nährt und stützt. Will man also wissen, wie der Alltag der ländlichen Bevölkerung ausgesehen...

Sonderfall Tirol - Bauern entscheiden mit

Geschrieben in Alltag am 02.01.2016 von Eva-Maria

Nachdem ich im letzten Blogpost die Situation der Bauern generell behandel habe, möchte ich nun auf die Stellung des Bauernstandes in Tirol eingehen. Im Gegensatz zu den restlichen Gebieten des Habsburger-Reiches waren die Bauern in Tirol traditionell mit Mitspracherecht ausgestattet und dadurch freier als ihre Standesgenossen in anderen Gebieten. Es ist nicht ganz klar, wie sich diese Eigenständigkeit entwickelt hatte, es gab jedoch einige äußere Einflüsse, die den Aufschwung des Bauernstandes begünstigten. Im 14. Jahrhundert entstand die schweizerische Eidgenossenschaft. Das Beispiel freier...

Erbrecht in Tirol

Geschrieben in Alltag am 13.01.2016 von Eva-Maria

Wie schon in Teil 2 meiner Serie zum Bauernleben erwähnt, brachte der spätmittelalterliche Bevölkerungsrückgang die bäuerliche Bevölkerung in eine bessere 'Verhandlungsposition' gegenüber den Grundherren. Anstatt nur als Lehen vergeben zu werden, wurden Höfe beispielsweise vererbbar. Bei der Vererbung des Besitzes entwickelte die bäuerliche Bevölkerung verschiedene Strategien. Bei der Realteilung, die vor allem in Vorarlberg, im westlichen Tirol (Oberinntal z.B. auch Ötztal, Außerfern und Vinschgau), in der südlichen Steiermark und im Burgenland vorherrschte, wurde das Erbe auf alle (männliche...

mit ir baider ærbait gewunnent sú spise und klait

Geschrieben in Alltag am 10.02.2016 von Eva-Maria

Nachdem ich mich in den vorhergehenden Blogposts mit der rechtlichen Stellung der europäischen wie Tiroler Bauern im Spätmittelalter und dem Erbrecht beschäftigt habe, wende ich mich nun existentielleren Dingen zu - nämlich der Landwirtschaft selbst. Die Lebensgrundlage der Bauern war ja das Land, von und auf dem sie lebten und das sie zum Unterhalt ihrer Familien wie ihres Grundherren bewirtschafteten. Teil 4: Nur wer arbeitet, kann auch essen  Die bäuerliche Wirtschaftsweise des Mittelalters war primär Subsistenzwirtschaft, sie diente also vorrangig der Selbstversorgung. Alle der Hausgemeins...

Das Bauernjahr

Geschrieben in Alltag am 22.02.2016 von Eva-Maria

Nachdem ich mich in den vorhergehenden Blogposts mit der rechtlichen Stellung der Bauern und den landwirtschaftlichen Produkten beschäftigt habe, dreht sich dieser Artikel um die Tätigkeiten, die bei Erzeugung und Verarbeitung der bäuerlichen Güter in schöner Regelmäßigkeit anstanden. Teil 5: Arbeiten im Jahreskreis Der wiederkehrenden Zyklus der Jahreszeiten bestimmte die Feld- und Hausarbeiten, die im Laufe des Bauernjahres anfielen. Gerne waren diese Tätigkeiten auch Gegenstand von Monatsbildern, die in Gebetsbüchern und Freskenzyklen abgebildet wurden. Für den Alttiroler Raum besonders bed...

Glaube und Gebräuche

Geschrieben in Alltag am 10.03.2016 von Eva-Maria

Im letzten Post der Serie zu Alltag und Arbeit der ländlichen Bevölkerung im Mittelalter beschäftige ich mich mit dem Einfluss, den die (katholische) Kirche auf das Leben der Bauern hatte. Sie sorgt für einen zerstörten Mythos, den man nicht erwartet hätte. Geht man davon aus, dass die Bauern im Mittelalter notorisch überarbeitet waren, lasse man sich dies auf der Zunge zergehen: In der heutigen Zeit gibt es in Österreich 13 gesetzliche Feiertage (und natürlich 52 Sonntage sowie 25 Urlaubstage, die arbeitsfrei sind - aber das ist eine Errungenschaft der jüngeren Zeit). Im Mittelalter durfte na...

Glaube und Gebräuche - Weltliche Feste

Geschrieben in Alltag am 02.06.2016 von Eva-Maria

Habe ich in Teil 6 der Blog-Serie die kirchlichen Feste im Jahreskreis beleuchtet, die das Leben der ländlichen Bevölkerung in entscheidender Weise prägten und strukturierten, möchte ich mir diese Mal die weltlichen Feiern ansehen. Diese waren entweder mit dem agrarischen Jahreslauf verbunden oder zelebrierten "lebenszyklische" Ereignisse wie eine Hochzeit oder eine Geburt. Auf jeden Fall waren sie eine willkommene Abwechslung im harten Arbeitsalltag und als Vergnügungen der gesamten ländlichen Bevölkerung anzusehen. Oft kamen zu den Feierlichkeiten auch Einwohner benachbarter Dörfer - und nüt...