Das Bauernjahr

Geschrieben in Alltag am 22.02.2016 von Eva-Maria

Nachdem ich mich in den vorhergehenden Blogposts mit der rechtlichen Stellung der Bauern und den landwirtschaftlichen Produkten beschäftigt habe, dreht sich dieser Artikel um die Tätigkeiten, die bei Erzeugung und Verarbeitung der bäuerlichen Güter in schöner Regelmäßigkeit anstanden.

Teil 5: Arbeiten im Jahreskreis

Der wiederkehrenden Zyklus der Jahreszeiten bestimmte die Feld- und Hausarbeiten, die im Laufe des Bauernjahres anfielen. Gerne waren diese Tätigkeiten auch Gegenstand von Monatsbildern, die in Gebetsbüchern und Freskenzyklen abgebildet wurden. Für den Alttiroler Raum besonders bedeutend sind dabei die Wandmalereien im Adlerturm des Castello del Buonconsiglio in Trient (ca. 1397). Sie stellen höfische und bäuerliche Tätigkeiten im Monatsverlauf dar und sind vor allem wegen ihrer Liebe zum Detail für unsere Rekonstruktionen immer wieder ein wichtige Quelle. 

Etwas kompakter und anschaulicher zeigt der Monatskalender aus dem 1. Viertel d. 9. Jahrhunderts, (ÖNB, Cod. 387, 90v, Salzburg) welche Arbeiten im Jahreskreis verrichtet wurden. 

Wintarmanoth
Im Jänner wurde Feuer gemacht, um der Kälte zu widerstehen.
Holz wurde aus dem Wald gezogen und Arbeitsgeräte instand gesetzt.
Wäsche ausbessern; Wolle & Flachs verspinnen und verweben war Aufgabe der Frauen.
Monatskalender aus Cod. 387, Salzburg, Österreichische Nationalbibliothek.

(c) commons.wikimedia.org
Aranmānōth
Im August wurde das Getreide mit der Sichel geerntet.
Hornung
Im Februar sorgte man sich um Vögel, die Eier legten.
Die Baumstämme wurden in Scheite zerhackt und zu Meilern gestapelt.
Witumanoth
Im September wurde für das Wintergetreide ausgesät.
Der getrocknete Flachs wurde zur "Röste" auf Wiesen und Stoppelfeldern ausgebreitet.
Äpfel und Birnen waren jetzt reif, ebenso Holunderbeeren. War es ein ertragreiches Jahr, so begann jetzt für die Bauern die schönste Zeit: Alle Früchte waren geerntet, die Scheunen waren mit Futter für die Tiere, die Kisten mit Getreide, die Vorratskammern mit Obst und Gemüse gefüllt und das Vieh kam gesund zurück auf den Hof.
Lentzinmanoth
Im März kamen die Schlangen wieder hervor, das Sprossen in der Natur beginnt.
Weinreben wurden beschnitten und Material für Reparaturen an Hof und Zäunen vorbereitet. Auch wurden Äcker von Ästen und Wurzeln befreit.
Ostarmanoth
Im April wachsen Kräuter, Bäume beginnen zu grünen.
Wiesen und Äcker wurden gedüngt und gepflügt, dann begann die Aussaat: Zuerst der Hafer, später dann die Gerste. Der Bauerngarten wurde vorbereitet und Schafe geschoren.
Winnemanoth
Im Mai wurden Blumen ausgesät.
Jetzt kamen die Bohnen in den Boden, Rüben und Krautpflanzen wurden gesetzt. Reparatur der Zäune; Instandsetzen der Wege und andere Erhaltungsaufgaben im Dorf wurden erledigt.
Windumemanoth
Im Oktober wurden die Weintrauben geerntet und gekeltert.
Das Getreide wurde gedroschen.
Brachmanoth
Im Juni pflügte man die Brachfelder mit dem von Rindern gezogenen Hakenpflug.
Herbistmanoth
Im November wurden Schweine für die Schlachtung mit Eicheln und Bucheckern gemästet.
Hewimanoth
Im Juli begann man mit der Heuernte.
Erstes reifes Obst konnte gepflückt und verarbeitet werden. Flachs wurde geerntet und getrocknet. Bäume im Wald wurden gefällt.
Heilagmanoth
Im Dezember wurden Schweine geschlachtet und weiterverarbeitet.


Quellen: Monatskalender aus Cod. 387, Salzburg, 818. - Österreichische Nationalbibliothek.
http://www.bauernregeln.net/bauernjahr.html