Kategorie: Alltag

den har spinnen - Verarbeitung von Flachs zu Leinen

Geschrieben in Alltag am 22.08.2016 von Eva-Maria

In der bäuerlichen Hauswirtschaft gab es vornehmlich drei Faserlieferanten: das Schaf, den Flachs und den Hanf. Alle drei Rohstoffe wurden meist auf dem eigenen Hof produziert und dort versponnen und zu Tuch verarbeitet. Der Bauersfrau fiel im Rahmen der Textilherstellung nicht nur das Spinnen und Weben selbst zu, sondern der gesamte Herstellungsprozess von der Gewinnung der Rohstoffe bis zu den fertig hergestellten Kleidern lag in ihren Händen. Die so hergestellten Stoffe dienten einerseits als Zinsgut für den Grundherrn, andererseits als Handelsware für den städtischen Markt (und brachten d...

Gebete am laufenden Band / prayer beads on a string

Geschrieben in Alltag am 09.08.2016 von Eva-Maria

Da Religion eine bedeutende Rolle im Leben des mittelalterlichen Menschen spielte, ist es nicht verwunderlich, dass sich auch religiöse Gebrauchsgegenstände zu Statussymbolen weiterentwickelten. So passiert beim Paternoster - der Gebetskette, die als Vorläufer des modernen Rosenkranzes gilt - und der ursprünglich nur zum Abzählen der "Vater Unser" und "Ave Maria" diente. Da die Kette allerdings offen am Gürtel getragen wurde, bot sie die perfekte Gelegenheit, zugleich auch finanziellen Wohlstand zur Schau zu stellen, z.B. durch teure Materialien wie Koralle oder Bergkristall. Der obere Paterno...

Von Wittiben & alten Weibern

Geschrieben in Alltag am 08.07.2016 von Eva-Maria

Im bäuerlichen Milieu hatte die Frau nach dem Tod des Ehegatten nur wenige Entscheidungsmöglichkeiten - ,,frei zu sein" konnte sie sich zumeist aus wirtschaftlichen Überlegungen nicht leisten. Vor allem wenn man bedenkt, welch umfangreiches Aufgabengebiet die bäuerliche Frau auch vor dem Ableben ihres Mannes zu erledigen hatte und welche Tätigkeiten in Zusammenhang mit der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung beim Tod des Bauern der Witwe zufielen, ist es nur schwer vorstellbar, dass eine kleine Hufenbäuerin über einen längeren Zeitraum hinweg alle Arbeiten alleine fortführen konnte. War sie...

sin eliche vrouwe - Die Bäuerin als Gattin & Mutter

Geschrieben in Alltag am 04.07.2016 von Eva-Maria

„Geld zu Geld“ – unter diesem Aspekt wurden bis vor wenigen Jahrzehnten auf dem Land oftmals Ehen geschlossen bzw. arrangiert. Wer einen großen Hof und ensprechende großzügige Feld- und Ackerflächen besaß, trachtete oft danach, diese durch eine günste Verbindung mit einem anderen gutsituierten Bauernhof zu vermehren oder durch eine Zusammenlegung der Flächen zu größeren Einheiten wirtschaftliche & steuerliche Vorteile zu erzielen. Solange auch Frondienst für die Grundherren geleistet werden musste, hatten auch dieser ein Interesse an einer wachsenden Anzahl von Hörigen und dementsprechenden Eh...

Jungfrau, Mutter, Greisin - die Lebensrollen der bäuerlichen Frau

Geschrieben in Alltag am 16.06.2016 von Eva-Maria

Das Leben der Frau am Land war geprägt von unterschiedlichen Anforderungen. Einerseits war sie unverzichtbare Arbeitskraft am Hof, andererseits Gattin, Mutter und Mitglied der dörflichen Gemeinschaft. All diesen Rollen lag ein gesellschaftlicher Verhaltenskodex zugrunde, dessen Einhaltung über das Ansehen der Frau in der Hof- und Dorfgemeinschaft entschied. So waren die Grenzen der persönlichen Freiheit oftmals recht eng gesteckt. In dieser Serie an Blogposts möchte ich mir die unterschiedlichen Rollen, die eine Bäuerin im Laufe ihres Lebens zu erfüllen hatte, genauer ansehen. In Wald und An...

Glaube und Gebräuche - Weltliche Feste

Geschrieben in Alltag am 02.06.2016 von Eva-Maria

Habe ich in Teil 6 der Blog-Serie die kirchlichen Feste im Jahreskreis beleuchtet, die das Leben der ländlichen Bevölkerung in entscheidender Weise prägten und strukturierten, möchte ich mir diese Mal die weltlichen Feiern ansehen. Diese waren entweder mit dem agrarischen Jahreslauf verbunden oder zelebrierten "lebenszyklische" Ereignisse wie eine Hochzeit oder eine Geburt. Auf jeden Fall waren sie eine willkommene Abwechslung im harten Arbeitsalltag und als Vergnügungen der gesamten ländlichen Bevölkerung anzusehen. Oft kamen zu den Feierlichkeiten auch Einwohner benachbarter Dörfer - und nüt...

Paternoster in Tirol

Geschrieben in Alltag, Kleidung am 12.05.2016 von Eva-Maria

In diesem Blogpost soll es um die Form der Paternoster gehen, die in Tirol verwendet wurden. Für allgemeine Informationen, welche Realien und Funde es zu Paternostern in Europa gibt, verweise ich auf den von Anna Gottschall, University of Birmingham, 2008 veröffentlichen Artikel Prayer Bead Production and use in Medieval England. Darin wird die Vielfalt des Materials für die Gebetsperlen ebenso thematisiert wie die Form der Schnur oder die Anzahl der Perlen. Ich erspare mir daher die Hintergrundinformationen und präsentiere euch gleich meine Überlegungen zur Gestaltung der Gebetsschnur im mitt...

Glaube und Gebräuche

Geschrieben in Alltag am 10.03.2016 von Eva-Maria

Im letzten Post der Serie zu Alltag und Arbeit der ländlichen Bevölkerung im Mittelalter beschäftige ich mich mit dem Einfluss, den die (katholische) Kirche auf das Leben der Bauern hatte. Sie sorgt für einen zerstörten Mythos, den man nicht erwartet hätte. Geht man davon aus, dass die Bauern im Mittelalter notorisch überarbeitet waren, lasse man sich dies auf der Zunge zergehen: In der heutigen Zeit gibt es in Österreich 13 gesetzliche Feiertage (und natürlich 52 Sonntage sowie 25 Urlaubstage, die arbeitsfrei sind - aber das ist eine Errungenschaft der jüngeren Zeit). Im Mittelalter durfte na...

Das Bauernjahr

Geschrieben in Alltag am 22.02.2016 von Eva-Maria

Nachdem ich mich in den vorhergehenden Blogposts mit der rechtlichen Stellung der Bauern und den landwirtschaftlichen Produkten beschäftigt habe, dreht sich dieser Artikel um die Tätigkeiten, die bei Erzeugung und Verarbeitung der bäuerlichen Güter in schöner Regelmäßigkeit anstanden. Teil 5: Arbeiten im Jahreskreis Der wiederkehrenden Zyklus der Jahreszeiten bestimmte die Feld- und Hausarbeiten, die im Laufe des Bauernjahres anfielen. Gerne waren diese Tätigkeiten auch Gegenstand von Monatsbildern, die in Gebetsbüchern und Freskenzyklen abgebildet wurden. Für den Alttiroler Raum besonders bed...

mit ir baider ærbait gewunnent sú spise und klait

Geschrieben in Alltag am 10.02.2016 von Eva-Maria

Nachdem ich mich in den vorhergehenden Blogposts mit der rechtlichen Stellung der europäischen wie Tiroler Bauern im Spätmittelalter und dem Erbrecht beschäftigt habe, wende ich mich nun existentielleren Dingen zu - nämlich der Landwirtschaft selbst. Die Lebensgrundlage der Bauern war ja das Land, von und auf dem sie lebten und das sie zum Unterhalt ihrer Familien wie ihres Grundherren bewirtschafteten. Teil 4: Nur wer arbeitet, kann auch essen  Die bäuerliche Wirtschaftsweise des Mittelalters war primär Subsistenzwirtschaft, sie diente also vorrangig der Selbstversorgung. Alle der Hausgemeins...