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10, 5, 2 - ist keine Hexerei / getting the hang on fingerloop braiding

Geschrieben in Sticken am 04.04.2016 von Eva-Maria

Ich war bisher immer der Meinung, dass man zum Fingerschlaufenweben magische Kräfte braucht. Angeblich sollen es Volksschulkinder lernen können, für mich war es jedenfalls ein großes, verwirrendes Rätsel bzw. ein einziges Schlaufenwirrwarr. Zum Glück hat sich der Knoten in meinem Gehirn nun gelöst und ich habe die Geheimnisse des Fingerschlaufenwebens ergründet. 10 Finger, 5 Schlaufen und diese Anleitung ergaben zwei flache Bänder. Juhuu! Das Anfängerlevel ist geschafft - war doch keine Hexerei. I always thought that one needed magical talents to produce fingerloop braids. Supposedly, pupils i...

Ich hab was Seidenes vor / something silky is in the air

Geschrieben in Sticken am 01.04.2016 von Eva-Maria

Dieses Wochenende möchte ich endlich die Fertigstellung meiner Rekonstruktion des Reliquienbeutels aus der Eglise Saint-Vincent in Soignies, Belgien angehen. Dank des ausgezeichneten Musters von Medieval Silkwork sind die Stickarbeiten gut von der Hand gegangen. Die restlichen Zutaten für den Beutel liegen bereit, die Recherche zu den verwendeten Techniken ist abgeschlossen und der Zusammenbau des seidenen Kleinods (Der fertige Beutel ist kaum 7 x 7 cm groß) kann beginnen. Ich bin schon gespannt, wie ich mich bei für mich neuen Sachen wie dem Fingerschlaufenweben oder der Herstellung eines Tü...

Facelift für den Frauenmantel

Geschrieben in Nähen am 30.03.2016 von Eva-Maria

Da ich schon länger überlege, meinen Mantel zu überarbeiten und es - zumindest im reenactmenttechnischen Bereich - für mich immer noch Winter ist, habe mich mich die letzten paar Wochen an Schere und Nadel gewagt und den Plan in die Tat umgesetzt. Mein bisheriger Mantel bestand aus einem Halbkreis, der aus drei jeweils 38cm breiten Bahnen zusammengesetzt war und mir etwa bis zum Knie reichte. Er hatte keinen Halsausschnitt und wurde vorne mittels Nestelschnur und zwei Nestellöchern je Seite geschlossen. Da die regionalen Bildquellen für Frauen jedoch generell bodenlange Mäntel abbilden, muss...

Von Knöpfen und (Halb)Kreisen

Geschrieben in Kleidung am 22.03.2016 von Eva-Maria

Bekanntlich tut ein Mantel gute Dienste und ist für jede Mittelalterdarstellung unverzichtbar. Er hält nicht nur Wind und Wetter ab und kann zuweilen als Decke dienen, nein er zeugt auch von sozialem Rang und Modebewusstsein der mittelalterlichen Dame. Nicht umsonst werden Heilige immer mit einem Mantel dargestellt und auch auf Grabplatten und bei der Darstellung von Stifterfiguren werden die hochgestellten Adeligen stets mit dem Mantel bekleidet abgebildet. Dabei sind für Frauen vor allem Tasselmäntel und Nuschenmäntel angesagt. Beide Formen sind zwar sehr kleidsam, jedoch höchst unpraktisch...

Auch Moorleichen frieren - Teil 2

Geschrieben in Nähen am 17.03.2016 von Carmen

Nachdem ich im ersten Teil die Quelle und den Zuschnitt meines neuen Bocksten Mann Mantels vorgestellt habe, hat eigentlich der Großteil der Arbeit noch auf mich gewartet. Im Zuge des Nähens sind mir einige Dinge bei meinem Zuschnitt aufgefallen, die man sicherlich bedenken sollte, weshalb ich zum Schluss nur semi-zufrieden mit dem Resultat bin. Aber dazu mehr in den folgenden Abschnitten. Im ersten Schritt wurden die beiden Stoffbahnen leicht überlappend mit Überwendelstich wieder zusammengenäht. Dabei habe ich schon das erste Manko meines Zuschnittes festgestellt: Man kann hier nicht einfach...

Fabelhafte Fabelwesen

Geschrieben in Sticken am 14.03.2016 von Eva-Maria

Um meine Stickrahmen zu transportieren, benötigte ich eine Tasche - aber natürlich nicht nur irgendeine. Stilecht sollte sie sein und auch gleich noch die Bandbreite mittelalterlicher Sticktechniken zeigen. Da bot es sich an eine Technik auszuprobieren, die ich bisher noch nicht in meinem Repertoire hatte - OPUS CONSUTUM. Streng genommen ist es keine Stick-, sondern mehr eine Applikationsarbeit - im mittelalterlichen Verständnis zählte das Opus Consutum allerdings zu den Stickereien. Dabei wurden Figuren und Motive aus nicht fransendem, verfilztem Wollstoff zB Loden ausgeschnitten und mit Über...

Glaube und Gebräuche

Geschrieben in Alltag am 10.03.2016 von Eva-Maria

Im letzten Post der Serie zu Alltag und Arbeit der ländlichen Bevölkerung im Mittelalter beschäftige ich mich mit dem Einfluss, den die (katholische) Kirche auf das Leben der Bauern hatte. Sie sorgt für einen zerstörten Mythos, den man nicht erwartet hätte. Geht man davon aus, dass die Bauern im Mittelalter notorisch überarbeitet waren, lasse man sich dies auf der Zunge zergehen: In der heutigen Zeit gibt es in Österreich 13 gesetzliche Feiertage (und natürlich 52 Sonntage sowie 25 Urlaubstage, die arbeitsfrei sind - aber das ist eine Errungenschaft der jüngeren Zeit). Im Mittelalter durfte na...

Von Schulen und Schecken - Teil 2

Geschrieben in Veranstaltungen am 07.03.2016 von Eva-Maria

Nach dem erfolgreichen ersten Vortrag Mitte Jänner war vrouwen maere wieder in der Ferrarischule in Innsbruck zu Gast und durfte diesmal der dritten Klasse der höheren Lehranstalt für Mode einen Einblick in die Entwicklung der Kleidung im 14. Jahrhundert geben. Anhand anschaulicher Bilder von Manuskript-Illustrationen und Grabstatuen thematisierten Carmen & Eva-Maria die Trends in der Frauen- und Männermode im Spätmittelalter und gingen auf die textilen Unterschiede zwischen den Ständen, aber auch innerhalb eines Standes ein. Das erworbene Wissen um die Schnittgestaltung der Kleidungsstücke k...

sie wart in blôzem hemde

Geschrieben in Nähen am 03.03.2016 von Eva-Maria

Da ich zwar das Mittelalter nacherleben, aber nicht unbedingt authentisch riechen möchte (manch moderne Gepflogenheiten der Hygiene sind eben doch nicht so leicht abzulegen) benötige ich ein zweites Leibhemd für die kommende Saison. Dabei hielt ich mich an den einfachen Schnitt der Tunika Typ 5, der gemäß Marc Carlsons Some Clothing of the Middle Ages folgendermaßen beschrieben wird. "Garments consisting of two straight-cut main pieces -- front and back -- joined together with a shoulder seam. Side gores inserted between the main pieces, combining with them to form sleeve openings. No gores...

Da spuck ich Tinte und Galle

Geschrieben in Sticken am 26.02.2016 von Eva-Maria

"Die waren ja nicht blöd früher" hört man häufig auf Mittelaltermärkten, wenn es darum geht, ungenaue Rekonstruktionen oder moderne Einflüsse in der Darstellung zu entschuldigen. In meinem Fall dient der Satz aber dazu, zwei Punkte zu veranschaulichen, die mir im Rahmen eines kleinen Experimentes unterkamen: Die waren wirklich nicht blöd damals. Modern ist nicht immer besser. Aber worum geht es eigentlich? Als Stickerin benötige ich für die meisten Projekte eine Vorzeichnung auf dem Stoff. Da stellte sich mir die Frage, wie diese am besten auf selbigen kommt und auch, wie sie dann fixier...